Schwerpunkte + Methoden
Periphere arterielle Verschlusskrankheit
Als periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) bezeichnet man die fortschreitende Verkalkung der Arterien. Diese führt zu einer Einengung bzw. dem Verschluss der Gefäße. Die Folge ist eine Mangelversorgung der Muskulatur in den Beinen, der Sauerstoffmangel führt zu belastungsabhängigen Schmerzen.
Bekannt ist dieses Phänomen als „Schaufensterkrankheit“. Wegen der wiederkehrenden Schmerzen in den Waden bleiben die Betroffenen stehen, um eine Pause zu machen und schaffen es von Schaufenster zu Schaufenster. Manchmal werden die Schmerzen so schlimm, dass sie sogar im Sitzen oder nach wenigen Schritten auftreten. Weil das Rauchen ein wichtiger Risikofaktor für die Entstehung der pAVK ist, spricht man stattdessen auch vom „Raucherbein“.
Liegen die Einengungen/Verschlüsse an günstiger Stelle, ist eine minimalinvasive Behandlung mit Ballons oder Stents möglich. Dafür ist keine Vollnarkose erforderlich. Es wird eine Arterie in der Leistengegend unter lokaler Betäubung punktiert und mit dünnen Drähten und Kathetern gearbeitet.
Ist die Engstelle mit dem Draht überwunden, lassen sich die Kalkplaques mit Ballons oder Stents zur Seite drücken.
Besondere Gefäßregionen oder Gefäßläsionen lassen sich durch die schonenden Kathetertechniken nicht mit befriedigendem Ergebnis behandeln. Insbesondere die Gefäßgabeln in der Leistenarterie und am Unterschenkel profitieren von einer chirurgischen Rekonstruktion. Diese erfolgt in der Regel unter Vollnarkose.
Nach Freilegung der Gefäßregion wird das Blutgefäß abgeklemmt und eröffnet. Der wichtigste Unterschied zur endovaskulären Behandlung ist nun, dass die einengenden Kalkformationen aus dem Gefäß herausgeschält werden. Anschließend muss das Gefäß wieder verschlossen werden, hierfür wird ein Flicken aus biologischem Gewebe (Rinderherzbeutel) oder aus körpereigenem Gewebe (Vene) angepasst und mit Nadel und Faden eingenäht.
Auch langstreckige Gefäßverschlüsse können auftreten, insbesondere an Oberschenkel und Unterschenkel sind diese Verschlussprozesse 20 - 30 cm lang. Diese können endovaskulär durch Kathetertechniken und mit langen Stents und Prothesen geschient werden. Jedoch ist der langfristige Erfolg einer solchen minimalinvasiven Maßnahme direkt von der Länge der Läsion abhängig.
Also: je länger die Rekonstruktion desto schlechter das Ergebnis. Deswegen ist die operative Einpflanzung eines Bypass für Patienten mit geringerem OP-Risiko eine gute Alternative. Zur Auswahl stehen die körpereigenen Venen wie auch künstliche Gefäße aus PTFE (Poly-Tetra-Fluor-Ethylen).
Der Bypass ist eine Umleitung, d.h. das verschlossene Gefäßsegment bleibt unberührt und wird mit dem Bypass umgangen. Hierfür wird das intakte Blutgefäß oberhalb und unterhalb des Gefäßverschlusses freigelegt. Das Ersatzgefäß wird unter der Muskulatur durchgezogen und abschließend oben und unten an das Blutgefäß angenäht.
Die Entwicklung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit ist sehr langsam, so ist sie oft bei Patienten höheren Alters verbreitet. Es kann aber auch zu schnellen oder akuten Verschlüssen kommen, wenn sich das Blut zu einem Gerinnsel verklumpt und das Gefäß verstopft. Dieser Thrombus kann bei Herzrhythmustörungen im Herzen entstehen und in die Arterien fortgeleitet werden (Embolie) oder direkt vor Ort entstehen. Ein Thrombus lässt sich auch nach einigen Tagen oder sogar Wochen wieder absaugen und das Gefäß wieder reaktivieren.
Zur Beseitigung von Gefäßthromben gibt es offene oder minimalinvasive Techniken. Mit speziellen Kathetern kann das Thrombusmateriel im Gefäß zerkleinert und abgesaugt werden.
Sind auch Gefäßgabeln oder die üblichen Punktionsstellen von der Thrombose betroffen, so bleibt nur ein offener Eingriff, bei dem der Thrombus aus dem Gefäß entfernt wird.
Manche Thromben lassen sich auch allein durch Gabe von Medikamenten auflösen, hierfür muss das Blutgefäß punktiert und ein Katheter bis in den Verschlussprozess eingeführt werden. Das Medikament wird dann über die Dauer von 24 Stunden verabreicht, wobei eine Überwachung auf der Intensivstation erforderlich wird.
Das Leriche-Syndrom ist eine typische Erkrankung des Rauchers, es sind insbesondere die große Körperschlagader (Aorta) und die Beckenarterien von den Verkalkungen betroffen. Die Patienten sind auch häufig jüngeren Alters.
Wenn die Aortengabel im Bauch sowie die Beckenarterien verschlossen sind, dann sind beide Beine von den Schmerzen betroffen. Bei sehr starken Verkalkungen ist eine minimalinvasive Behandlung mit Stents kaum noch möglich, dann wird die Einpflanzung von künstlichen Gefäßen erforderlich. Diese können von der Körperschlagader schon als gegabelte Prothese bis in die Beine verlegt werden.
In manchen Körperregionen kann es aufgrund von Haltungsschäden, atypischen Sehnen oder Muskelsträngen und nach Verletzungen zur Einengung der Blutgefäße von außen kommen. Im Übergang vom Brustkorb zur Schulter treten die Blutgefäße und Nerven durch eine natürliche Engstelle, diese kann durch Anomalien der Rippen (Halsrippe) oder Muskelstränge (Skalenussyndrom) noch verstärkt und zur Kompression der Leitungsstrukturen führen. Dies kann durch Entfernung (Rippenresektion) oder Durchtrennung der einengenden Strukturen behoben werden.
Der erste Abgang eines Blutgefäßes aus der Körperschlagader im Bauchraum (Tr. coelicaus) versorgt die Oberbauchorgane (Leber, Milz, Magen) mit Sauerstoff. Eine Bandstruktur des großen Atemmuskels (Zwerchfell, Ligamentum arcuatum) kann dieses Blutgefäß und die benachbarten Nervenstränge abdrücken. Folge dieser Kompression kann Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit oder Durchfall sein. Durch die Durchtrennung der Bandstruktur kann in manchen Fällen eine Verbesserung erreicht werden.
Im Kniegelenk verlaufen die Gefäße und Nerven in der Kniekehle, umgeben von sehr starken Beugemuskeln. Aufgrund von Muskelanomalien oder atypischem Gefäßverlauf wird die Arterie abhängig von der Muskelspannung abgeklemmt. Dies kann zu einem langstreckigen Verschluss der Arterie führen, wenn die atypischen Muskelstränge nicht frühzeitig durchtrennt werden.
Wenn die kleinsten Blutgefäße am Unterschenkel und Fuß von den Verschlussprozessen betroffen sind, ist eine Operation oder Intervention oft nicht mehr möglich. Die dadurch hervorgerufenen chronischen Schmerzen sind nur schwer durch Medikamente zu beherrschen.
Das Schmerzempfinden kann in seltenen Fällen durch die Implantation eines Rückenmarkschrittmachers beeinflusst werden. Der Eingriff wird in lokaler Betäubung in Punktionstechnik durchgeführt. Eine Sonde wird neben den Nervensträngen des Rückenmarks platziert und ein elektrisches Feld aufgebaut. Dadurch wird die Weiterleitung des Schmerzes zum Gehirn verhindert.
Durch die Nervenstimulation kommt es als Nebeneffekt auch zu einer Verbesserung der Durchblutung (Mikrozirkulation).