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Andre Prehn - Nach einem schweren Motorsportunfall zurück in den Alltag

“Vor drei Jahren hätte ich mir niemals vorstellen können, dass ich mich heute wieder so bewegen kann“, berichtet der 40-Jährige strahlend. Er hat sich wieder mit Thomas Fischer verabredet, weil er eine kleine Schwiele am Fuß hat, die ihn stört. „Auf die Treff en mit meinem Arzt freue ich mich besonders, weil uns eine große Leidenschaft verbindet“, erzählt der Vollblutmotorradfahrer und ehemalige Profifahrer aus Tensfeld im Kreis Segeberg, „nämlich der Motocross“. Meist sei er in der Sprechstunde der letzte Patient, dann habe man noch ein wenig Zeit zum Fachsimpeln, so unter Motorradfahrern.

Dass der Orthopäde ebenfalls Motorradfan und aktiver Motorsportler ist, hat sich in der Szene herumgesprochen. Kein Wunder also, dass inzwischen viele Enduro- und Motocrossfahrer mit ihren Verletzungen in seine Sprechstunde kommen, um sich von ihm beraten und behandeln zu lassen. Das Verletzungsspektrum der Sportler reicht dabei vor der Schulterluxation über den Kreuzbandriss bis zu komplexen Fußverletzungen. Genau diese Motorradleidenschaft war es, die Andre Prehn, der heute als Unternehmer in Tensfeld im Bereich Tiefbau und Transporte sein Geld verdient, beinahe das Leben gekostet hat. Aber am besten wir beginnen von vorn.

 

Andre Prehn ist in der Motorradszene bekannt, seit 1994 war er als Motocrossprofi unterwegs.“ Die Freude am Motorradfahren habe ich wohl mit der Muttermilch eingesogen“, erzählt er, „die Familie war immer nur auf zwei Rädern unterwegs“. Seine Motorradkarriere begann mit 17 Jahren. Vom ADAC und vom Deutschen Sportbund gefördert war er: Argentinischer Motocross-Meister, dreimal dänischer Meister, immer unter den Top 10 national und unter den ersten 20 bei den Europa- und Weltmeisterschaften. „Es war ein spannendes Leben, ich habe viele Länder gesehen“, erzählt er, „keine vier Monate im Jahr war man zu Hause und lebte ausnahmslos im Wohnmobil. Es ging von Rennen zu Rennen und unter der Woche wurde trainiert“. Ein anstrengendes Leben sei das gewesen, welches immer wieder zu verschiedensten Verletzungen, meist an der Schulter und den Armen geführt hat. Stürze seien eben in dem Job nicht zu vermeiden. „Als Motorradprofi geht man immer ans Limit, schließlich geht es um 100stel Sekunden, die beispielsweise für eine Qualifikation entscheidend sind“, erzählt er. Der kleinste Fehler räche sich dann sofort. „Motorcrossfahren ist für mich eine Art Sucht, ich bin bei diesem Sport absoluter Einzelkämpfer, muss meinen ganzen Körper mit aller Kraft einsetzen, mich kompromisslos gegen die mächtige Konkurrenz durchbeißen, egoistisch kämpfen und immer zu 100 % bei der Sache sein“, beschreibt der frühere Motorradprofi seinen Hang zu diesem gefährlichen Sport. Das bedeutete auch viel Verzicht und Disziplin, wenig Zeit für ein Privatleben und immer unterwegs sein.

2008 stieg er dann auf „Supermoto“ um. In dieser Klasse ist man nur noch zu 30 % im Gelände, die restlichen 70 % fährt man auf der Straße. „Während beim Motocross die körperliche Fitness absolut im Vordergrund steht, ist es beim Supermoto der Kopf. Wolle man erfolgreich sein, gelte es, das Rennen exakt zu planen, die Ideallinie zu fahren, die nicht breiter als 15 cm ist, und die richtigen Bremspunkte zu setzen." Andre Prehn hat mit dem Umsatteln auf diese Disziplin auf das richtige Pferd gesetzt. 2010 wurde er Deutscher Meister und nahm danach erfolgreich an zahlreichen internationalen Meisterschaften teil. 2013 stand er in Saarbrücken auf dem Siegertreppchen, holte Platz drei.

 

Genau auf dieser seiner Erfolgsstrecke hatte er ein Jahr später seinen schweren Unfall. Prehn lag hinter seiner zehn Jahre jüngeren Konkurrenz um vier Hundertstelsekunden zurück. Er fuhr zwar schon am Limit, musste aber noch einmal richtig Gas geben, um noch nach vorne zu kommen. Da passierte es: Die Schwinge der Maschine brach, und der Motorradprofi stürzte schwer. Diagnosen: Herz- und Lungenquetschung, Zwerchfellriss, Magen und Darm waren schwer verletzt, sieben Rippen gebrochen, Oberschenkel gebrochen und der rechte Fuß völlig zertrümmert. Wie durch ein Wunder überlebte er diesen Crash. Es folgten zahlreiche Operationen und wochenlange Krankenhausaufenthalte. Nachdem der Patient Prehn gerettet war, musste die Frage geklärt werden, was mit dem zertrümmerten rechten Fuß geschehen sollte. Da die lebensgefährlichen Verletzungen Vorrang gehabt hatten, war die Behandlung des Fußes erst einmal vernachlässigt worden, so dass die gebrochenen Knochen falsch zusammengewachsen waren. Einige Fußchirurgen rieten sogar dazu, die kaum funktionsfähigen Zehen zu amputieren. In dieser Zeit kam der Motorradprofi auf Empfehlung aus der Motorradszene zu Dr. Thomas Fischer ins Lubinus Clinicum. Er wollte nichts unversucht lassen, um seinen Fuß zu retten. „Es stand damals Spitz auf Knopf“, berichtet Chefarzt Dr. Thomas Fischer, „es war nicht sicher, dass wir den Fuß wieder hinbekommen würden“. Fünf Operationen seien notwendig gewesen, um den Fuß entsprechend zu richten und die Zehen zu retten, berichtet der Fußchirurg. „Unterm Strich hat es gut geklappt, der Abrollmechanismus des Fußes funktioniert und Andre kann inzwischen ohne Schmerzen gut gehen.

Ganz besonders freut mich auch, dass er in der Lage ist, seinen Tiefbaubetrieb in Tensfeld weiter zu führen und sogar wieder anfängt, Motorrad zu fahren.“ „Es waren mehrere komplexe Eingriffe am Fuß erforderlich“, erläutert Thomas Fischer, der mit dem Krankheitsverlauf seines Patienten hoch zufrieden ist. Während einer der Fußoperationen wurde gleichzeitig am Oberschenkel auch noch ein großer „Nagel“ entfernt, Andre Prehn hatte eine schwere Zeit zu durchstehen, er bangte um das eigene Leben, ob er wieder ganz gesund werden würde und nicht zuletzt auch um seine berufliche Zukunft als Unternehmer: Er hatte große Angst, nie mehr wieder richtig gehen zu können. Inzwischen habe er es geschafft, freut er sich, mit bester medizinischer Kompetenz und der unermüdlichen Unterstützung seiner Freundin Hanna. „Ohne sie hätte ich das nicht geschafft“, berichtet er ernst. „Man braucht einen starken und verlässlichen Menschen an seiner Seite, wenn man sich im ganz tiefen Tal befindet“. Und Hanna war es auch, die ihn unterstützte, als er wieder auf das Motorrad steigen wollte. Das Gefühl beim Motorradfahren sei und bleibe für ihn unbeschreiblich und nach wie vor ein wichtiger Teil seines Lebens. So trainiert er auch schon wieder, aber sachte, ganz sachte. Der Unfall war ihm eine Lehre. „Ich komme immer wieder sehr gerne zu Lubinus, aber nur zu den Nachuntersuchungen und auf keinen Fall mehr als schwer verletzter Patient in einem Rettungswagen, das habe er sich fest vorgenommen.