Vor 2,5 Jahren erkrankte ich an Brustkrebs. Man musste leider meine rechte Brust komplett entfernen. Nach überstandener Therapie merkte ich schnell, dass ich mit dieser Verstümmelung nicht weiterleben wollte. Glücklicherweise geriet ich an Herrn Dr. Geenen, der mich in mehreren Gesprächen geduldig über einen Brustaufbau informierte.
Ich entschloß mich dann für einen Aufbau aus Eigengewebe, welches man mir aus dem Bauch nahm. Im Vorwege setzte man mir einen Expander ein, der die Haut vordehnen sollte. Nach und nach wurde dieser mit Flüssigkeit befüllt. Ich hatte allerdings nach dem Einsetzen starke Schmerzen, die bis zum Schluss zwar besser wurden, aber nie ganz weggingen. Da war für mich schon klar, dass es richtig war, sich gegen ein Implantat zu entscheiden. Nun hatte ich jetzt im BH wieder ein Dekolleté. Das beflügelte mich schon mal.
Dann kam die eigentliche Operation. Der Expander wurde entfernt und Fettgewebe, Haut und Blutgefäße wurden vom Bauch entnommen, um daraus eine neue Brust zu formen. Die Woche im Krankenkaus war genauso wie das Ärzteteam es prophezeit hatte: sehr strapaziös! Die OP dauerte 8,5 Stunden. Es gab etwas Komplikationen mit der Durchblutung, die man aber in den Griff bekam. Gut, dass man davon während der Narkose nichts mitbekommt! Danach lag ich in strenger Stufenbetthaltung. Da ich ohnehin relativ schlank bin, war mein Bauch sehr auf Spannung. Drei Tage lang wurde stündlich die Durchblutung der neuen Brust kontrolliert. Tag und Nacht! Zum Schlafen kommt man nicht sehr viel. Andererseits war ich auch jedesmal erleichtert, wenn ich selber den Blutdurchfluß hörte (hört sich etwa so an, wie ein Wehenschreiber). Danach wurde in größeren Abständen kontrolliert. Durch die extreme Spannung des Bauches reagierte ich leider auf das Pflaster um den Bauchnabel herum. Aber die Wunden sind mittlerweile auch gut verheilt.
Am 2. oder 3. Tag wurde ein Kompressions-BH und ein Bauchgurt angepasst. Erst hat mich der Bauchgurt sehr gestört, weil er einem ganz schön die Luft abschnürt. Ich konnte die erste Zeit kaum essen. Aber dann gewöhnte ich mich daran und nach ein paar Wochen fühlte ich mich direkt unsicher, wenn ich ihn mal abnahm. 3-4 Wochen musste ich in gebückter Haltung gehen. Das habe ich auch als sehr anstrengend empfunden, da ich starke Rückenschmerzen davon bekam. Aber die Bauchnarbe sollte schließlich gut heilen können.
Während des Krankenhausaufenhaltes fühlte ich mich zu jeder Zeit sehr gut versorgt. Das Ärzteteam und das Pflegepersonal begegneten mir äußerst souverän und freundlich.
Jetzt nach guten zwei Monaten ist alles gut verheilt, und das obwohl ich an manchen Stellen Wundheilungsstörungen hatte. Die Narben sind schön dünn. Die neue Brust hat eine schöne Form und ähnelt der linken Brust so, dass diese nicht angepasst werden muss. Leider haben sich ein paar Verhärtungen gebildet, die man aber nur von aussen fühlt und nicht sieht. Den Kompressions BH habe ich längst gegen einen SportBH getauscht und in dem steckt jetzt wieder ein vollständiger Busen. Und die Hosen sitzen sowieso schöner ohne Bauchrollen.
Im übrigen hatte ich zu keiner Zeit Schmerzen. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Aber es war alles in allem sehr anstrengend und zum Teil auch nervenaufreibend. Trotzdem würde ich es immer wieder tun - und werde nie den Moment vergessen, als ich kurz nach Erwachen aus der Narkose einen ersten Blick riskierte. Schon da wusste ich: Alles richtig gemacht!