Schwerpunkte + Methoden
Hüftkopfabrutsch (Epiphyseolysis capitis femoris, ECF)
Der Hüftkopfabrutsch oder auch die Epiphyseolysis capitis femoris (ECF) ist eine Erkrankung, die Kinder im pubertären Wachstumsschub betrifft. Aus unbekannter Ursache weicht die hüftgelenksnahe Wachstumsfuge am Oberschenkel auf und die Hüftkopfkappe (Epiphyse) rutscht vom Hüftkopf ab.
Jungen und Mädchen sind im Verhältnis 2 : 1 betroffen, das typische Erkrankungsalter für Jungen beträgt 11 - 16 Jahre, für Mädchen 9 – 14 Jahre.
Welche Formen gibt es?
Die akute Form: Der Verlauf ist gekennzeichnet durch plötzlich einsetzende Schmerzen des Hüftgelenkes, die zu einer Belastungsunfähigkeit des Beines führen. Diese Form ist selten.
Die chronische Form: Der Krankheitsverlauf ist schleichend. Kennzeichen sind unspezifische, belastungsabhängige Schmerzen des Hüftgelenkes, des Oberschenkels oder des Kniegelenkes. Die Kinder zeigen ein humpelndes Gangbild, der Fuß zeigt nach außen.
Die akut-auf-chronische Form: Nach einem schleichenden Krankheitsbeginn kommt es zu einer plötzlichen Verschlechterung mit Schmerzen des Hüftgelenkes und einer Belastungsunfähigkeit des Beines.
In bis zu 50 % der Fälle sind beide Hüftgelenke betroffen.
Wie erfolgt die Diagnose?
Am Anfang jeder Diagnostik steht die körperliche Untersuchung. Eine typische Auffälligkeit bei einem Hüftkopfabrutsch ist die Einschränkung der Drehfähigkeit des betroffenen Gelenkes.
Für die Diagnosesicherung muss ein Röntgenbild angefertigt werden. An diesem Röntgenbild kann der Winkel, um den die Hüftkopfkappe abgerutscht ist, bestimmt werden. Die Bestimmung dieses Winkels ist wichtig für die Entscheidung, welche Therapie durchgeführt werden muss.
Eine MRT-Untersuchung ist nur in seltenen Fällen notwendig.
Wie erfolgt die Therapie?
Die Therapie des Hüftkopfabrutsches ist immer operativ. In manchen Fällen kann einmalig ein Repositionsmanöver erfolgen, um die Stellung der abgerutschten Hüftkopfkappe zu verbessern. In jedem Falle muss durch eine Operation eine Fixierung der Kappe (durch Drähte oder Schrauben) durchgeführt werden, um ihr weiteres Abrutschen zu verhindern. Diese Operation wird immer an beiden Hüftgelenken durchgeführt, um eine sekundäre Erkrankung des noch gesunden Gelenkes zu verhindern.
Ist der im Röntgenbild gemessene Abrutschwinkel der Hüftkopfkappe sehr groß ( > 30 Grad), liegt eine schwere Form der Erkrankung vor. In diesen Fällen kann, entweder sofort oder im weiteren Verlauf, eine zusätzliche Korrekturoperation des Oberschenkelknochens notwendig werden, um die Stellung des formveränderten Hüftkopfes in der Hüftpfanne zu optimieren.
Bei verspäteter oder unsachgemäßer Behandlung der Epiphyseolysis capitis femoris kann es zu Komplikationen kommen, die zu einem frühzeitigen Hüftgelenkverschleiß mit der Notwendigkeit eines künstlichen Gelenkersatzes führen können. Darum gehört diese Behandlung in die Hände erfahrener Kinderorthopäden, die sowohl die Primärtherapie als auch die Therapie der daraus resultierenden Komplikationen beherrschen.