Der Visionär - wie alles begann
Johann Hermann Lubinus - Arzt und Unternehmer

Gründer Johann Hermann Lubinus
(1865-1937)
Alles begann mit ihm: JOHANN HERMANN LUBINUS – ein Visionär und Vorreiter, ein Arzt und Unternehmer. Wenn Sie jetzt denken sollten, dass sich Arzt und Unternehmer im Grunde ausschließen, wird Sie diese Zeitreise vom Gegenteil überzeugen.
Für wagemutige Männer mit Visionen ist das sogenannte Maschinenzeitalter geradezu wie geschaffen. Die optimistische Grundstimmung lässt in der damaligen Gesellschaft auch so manche abstrus anmutende Vision Realität werden. Johann Hermann Lubinus gehört zweifellos zu diesen Männern. Er hat sich seinerzeit von der Grundeuphorie „unheilbar“ anstecken lassen. Ein Auslöser hierfür ist sicherlich die Tatsache , dass er in die namhafte Unternehmerfamilie Howaldt einheiratet. Er wagt etwas, was nicht nur mit großen finanziellen Aufwendungen verbunden ist, sondern auch mit enormen Risiken. Die Suche nach immer neuen und besseren Behandlungsmetoden.
In seine Praxis als Stadtmediziner kommen in der damaligen Zeit nicht nur Patienten mit üblichen Infektionskrankheiten, sondern auch Menschen mit Unfallverletzungen und Organerkrankungen. Aber nicht nur das: Der Mediziner behandelt auch Patienten mit schweren Knochendeformitäten und Gelenkschäden. Seine Behandlungsmethoden gelten in der Medizinwelt schon damals als sehr modern. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts spezialisiert er sich auf die Therapie dieser Erkrankungen, setzt jedoch noch in erster Linie auf heilgymnastische Behandlungen.
Der Mediziner muss sehr schnell feststellen, dass es in Deutschland zu wenig ausgebildete Fachkräfte und ebenfalls zu wenig geeignete Geräte für eine wirksame Heilgymnastik gibt.

Zander-Saal im Hause Brunswiker Straße 10
Es ist ein Herr Henrik Ling, der Anfang des 20. Jahrhunderts das erste sogenannte geschlossene heilgymnastische System entwickelt, mit dem über tausend Einzelübungen durchgeführt werden können. Die schwedische Entwicklung ist in der damaligen Zeit eine Sensation. Die dazu passenden Maschinen konstruiert Gustav Jonas Zander. Das Besondere ist, dass die Patienten mit den Geräten, natürlich nach einem vorgegebenen Therapieplan, ihre Behandlung selbstständig und ohne ständige Anwesenheit eines Therapeuten ausführen können. Diese Zander-Geräte sehen wie altertümliche Fabrikmaschinen aus. Sie werden über Treibriemen in Bewegung gesetzt.
Johann Hermann Lubinus hat von Anfang an die Neuerungen in Schweden aufmerksam verfolgt, die in der damaligen Medizin als bahnbrechend gelten. Drei Monate studiert er im Königreich die Arbeitsweise der Zander-Geräte, also direkt am Ort der Entwicklung.
„Ich gewann die Überzeugung, dass die schwedische Heilgymnastik ein hoch bedeutsamer Heilfaktor sowohl auf dem Gebiet der inneren Medizin, wie der Orthopädie und Chirurgie ist und beschloss, in Kiel ein heilgymnastisches, orthopädisches Institut zu gründen“, schreibt der Visionär einige Jahre später.
Die Ideen einer zeitgemäßen orthopädischen Therapie entstehen bereits zu der Zeit, als Lubinus als Allgemeinmediziner in Kiel praktiziert. Vor allem bei der Behandlung verkrüppelter Patienten ist er oft frustriert, weil ihm die bekannten Behandlungsmethoden nicht ausreichen. Mit den herkömmlichen Behandlungskonzepten kann bei den Betroffenen keine Linderung oder Heilung erzielt werden.
In seiner Praxis am Niemannsweg behandelt der Arzt nicht nur reiche Kaufleute. Auch Hausbedienstete, Polizisten und Arbeiter kommen in seine Praxis. Hierüber führt er penibel Buch, Honorarbeträge von 1,50 Mark sind nicht selten. Mit seiner friesischen Natur, seiner Hartnäckigkeit, zielorientiert und hart arbeitend, lässt Lubinus aus seiner Vision Wirklichkeit werden.