Häufige Fragen
Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie
Die Entstehung der arteriellen Verschlusskrankheit ist in der Regel ein sehr langsamer Prozess, so dass erste Beschwerden oft erst im hohen Alter auftreten.
Aufgrund von schädigenden Einflüssen wie hohem Blutdruck, Zigarettenrauch, hohen Blutfetten oder Zuckerkrankheit kommt es zu einer Schädigung der empfindlichen Innenschicht der Blutgefäße. Es entsteht eine Entzündung und ein Reparaturprozess wird in Gang gesetzt, der zu einer Anschwellung der Gefäßwand mit Einlagerung von Cholesterinkristallen führt. So entsteht eine fettreiche Gefäßablagerung, die im Verlauf weiter zunimmt und verkalkt.
Die Einengung oder der Verschluss des Gefäßes führt zu einer mangelhaften Versorgung der abhängigen Muskulatur mit Sauerstoff und Nährstoffen, dieser Mangel zeigt sich als belastungsabhängiger Scherz (Schaufensterkrankheit) oder Entstehung chronischer Wunden.
Besonderen Einfluss haben unsere eigenen Lebensgewohnheiten auf die Entstehung der arteriellen Verschlusskrankheit:
- Rauchen
- Bewegungsmangel
- Falsche Ernährungsgewohnheiten (fettreich, Zucker)
Aber es gibt auch eine Vielzahl anderer Faktoren, die die Entstehung der arteriellen Verschlusskrankheit begünstigen:
- Hoher Blutdruck
- Gestörter Fettstoffwechsel (Cholesterin)
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Niereninsuffizienz mit Abhängigkeit von der Dialyse
Die arterielle Verschlusskrankheit kann man noch nicht heilen, wir können immer nur eine umschriebene Störung im Gefäßsystem beheben. Dies führt zu einer Verbesserung der Durchblutung.
Leider gelingt eine vollständige Behebung der Beschwerden nicht immer, so dass wir oft nur eine Verbesserung der Beschwerden erreichen, aber auch eine vollständige Schmerzfreiheit ist möglich.
Am meisten hilft dabei eine Änderung der Lebensgewohnheiten und Kontrolle der Risikofaktoren um eine langfristige Verbesserung zu erreichen.
Die Ursache vieler chronische Wunden ist ein Durchblutungsmangel, diesen können wir durch unsere Therapie oft verbessern. Aber auch andere Faktoren wie Entzündungen, Druckbelastung, Nährstoffmangel oder Blutstau nach Thrombosen (Postthrombotisches Syndrom) oder Krampfadern führen zu chronischen Wunden. Erst wenn alle störenden Einflüsse beseitigt sind kann die Wunde abheilen. Dies ist ein langfristiger Prozess, der von uns begleitet wird.
Viele Verschlussprozesse der Arterien können inzwischen sicher durch minimalinvasive Kathetertechniken behandelt werden, je kürzer eine Gefäßläsion ist, desto erfolgreicher sind die Behandlungen mit Ballon oder Stent.
In bestimmten Gefäßregionen sind die Kathetertechniken aber nicht erfolgreich, auch sehr lange Verschlüsse profitieren nur von einer offenen Operation.
Wir erklären Ihnen vor der Behandlung die verschiedenen Behandlungsoptionen und empfehlen Ihnen ein geeignetes Verfahren.
Neben den klassischen Operationsverfahren gibt es auch endovaskuläre Behandlungsmöglichkeiten. Dabei wird eine Arterie in der Leiste unter lokaler Betäubung punktiert und eine Schleuse (ein Ventil als Zugang zum Gefäß) eingebracht. Über diese Schleuse können dann verschiedene Drähte und Katheter vorgeschoben werden. Auf diese Weise können dann Engstellen oder Verschlüsse der Arterien in den Beinen oder im Becken durchstoßen werden. Liegt ein Führungsdraht erst in der richtigen Position können Ballons die Verkalkungen in die Gefäßwand drücken, Stents helfen dabei die Gefäßwand zu stützen und offen zu halten.
Wir können auch Medikamente ein die Gefäßwand pressen, um das Narbenwachstum zu unterdrücken. Es gibt auch Techniken und spezielle Katheter, um geronnenes Blut bei kurzfristigen Verschlüssen abzusaugen. Schließlich gibt es auch Stents mit Ummantelungen, sogenannte Endoprothesen, mit denen man eine defekte Gefäßwand von innen abdecken und das Blutgefäß offenhalten kann.
Viele minimalinvasive (endovaskuläre) Behandlungen werden heute lediglich unter lokaler Betäubung durchgeführt. Sofern die Patienten eine Weile ohne Schmerzen auf dem Rücken liegen können, ist das die bevorzugte Behandlungsform.
Ist eine aufwändige Gefäßrekonstruktion erforderlich, ist eine Narkose unausweichlich. Weil für die Gefäßoperationen die Blutgerinnung gehemmt werden muss, ist nur in seltenen Fällen eine Regionalanästhesie (Spinalanästhesie, Leitungsanästhesie) eine mögliche Alternative.
Nur wenige Eingriffe am Gefäßsystem sind ambulant durchführbar. Dazu gehören einige Eingriffe am Dialysezugang.
Nach minimalinvasiven, endovaskulären Eingriffen, die nur in Punktionstechnik durchgeführt werden, ist in der Regel ein Aufenthalt von 1-3 Tagen erforderlich. Anfangs ist die Blutungsgefahr zu groß um die Klinik zu verlassen.
Bei einem operativen Eingriff ist die Wundheilung von entscheidender Bedeutung. Der Aufenthalt dauert dann mindestens 5-8 Tage. Ist die Wundheilung dann ungestört können Sie entlassen werden.
Wir setzen für die Rekonstruktion von Gefäßen 4 unterschiedliche Materialien ein:
- Gefäßstützen (Stents) bestehen aus verschiedenen metallischen Legierungen, z.B. Edelstahl oder Nickel-Titan-Legierung (Nitinol)
- Gefäßprothesen bestehen aus verschiedenen Kunststoffen, die wichtigsten sind Polyester und PTFE (Poly-Tera-Fluor-Ethylen. Auch die Nahtmaterialien bestehen aus verschiedenen Kunststoffen
- Biologische Materialien kommen bei Gefäßflicken (Patch) zur Anwendung. Häufig wird Rinder-Herzbeutel (bovines Perikard) verwendet, das natürliche Material ist nach chemischer Bearbeitung frei von tierischem Eiweiß und hat sehr gute, langfristige Eigenschaften im Gefäßsystem.
Nach einem endovaskulären Eingriff in Punktionstechnik ist die volle Belastbarkeit nach ca. 1 Woche erreicht, nach einem offenen Eingriff dauert die Wundheilung mindestens 14 Tage.
Es gibt nur wenige große Eingriffe, nach denen eine Anschlussheilbehandlung (AHB) empfohen wird. Dazu gehören offene Eingriffe am Gefäßsystem im Bauchraum, aber auch langstreckige Bypässe.
Insbesondere nach Amputationen oder wiederholten Eingriffen sind längere stationäre Aufenthalte erforderlich. Danach wird die Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit durch eine Anschlussheilbehandlung deutlich verbessert.
Nach Gefäßchirurgischen Eingriffen hat die Kontrolle der Blutgerinnung entscheidende Bedeutung. Fast alle Patienten bekommen deswegen ASS verschrieben. ASS hemmt das Verkleben von Blutplättchen im Blutstrom. Neben dem ASS gibt es auch weitere „Plättchenhemmer“, die zeitweise in Kombination eingenommen werden müssen.
Neben den Plättchenhemmern gibt es auch Medikamente zur Blutverdünnung, die das Vernetzen von Thromben verhindern, sogenannte „direkte orale Antikoagulantien“. Auch diese Mittel werden teilweise in Kombination eingesetzt.
Auch das klassische Marcumar hat in der Gefäßchirurgie noch Bedeutung für die Hemmung der Blutgerinnung. Neben den Gerinnungsmedikamenten behandeln wir auch die bedeutenden Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder den gestörten Fettstoffwechsel.
Der Einsatz dieser Medikamente führt langfristig zu einer besseren Offenheitsrate unserer Gefäßrekonstruktionen.