Schwerpunkte + Methoden

Behandlungen

Physiotherapie / Ergotherapie mit Hilfsmittelerprobung orientiert am Alltag

Unter dem Begriff „Physiotherapie“ wird ein weites Feld von Behandlungsmaßnahmen zusammengefasst. Im Wesentlichen ist es Krankengymnastik zur Schmerzlinderung, Erkennung und Behebung von Belastungssituationen im Alltag und Identifizierung und Beseitigung von Defiziten im Bereich der Gelenke und/oder der Muskeln.

In der Neuroorthopädie spielt vor allem die Krankengymnastik auf neurophysiologischer Grundlage (z.B. nach Bobath oder Vojta) eine große Rolle. Krankhafte Bewegungsmuster sollen abgewöhnt und sinnvolle neue erlernt werden.

Die Ergotherapie beschäftigt sich vor allem mit Tätigkeiten des Alltages (ADL) wie An- und Ausziehen, Waschen, Essen und Arbeiten. Komplexe Bewegungsmuster sollen erlernt werden. Wenn Hilfsmittel dazu notwendig sind, dann werden sie konzipiert, erprobt und angepasst.

Neuroaktive Reflextherapie (NART)

Diese Therapie hat ihre Ursprünge in der Osteopathie und eignet sich im speziellen für Patienten mit Bewegungsstörungen aufgrund neurologischer Bewegungsstörungen (Spastiken, Dystonien). Mit speziellen Bewegungs- und Massagetechniken wird der Bewegungsapparat schmerzfrei mobilisiert und neue Bewegungsmuster werden druch aktive Krankengymnastik gebahnt.

Gips- und Castbehandlungen zur nicht-operativen Korrektur (z.B. Ponseti)

Im Wachstum kann man sich die Behandlung mit Gipsen und Casten zu Nutze machen. Unter Gips („Weißgips“) versteht man den ursprünglichen weißen Kalkgips. Unter Cast werden unterschiedliche Kunststoffe zusammengefasst, die man zur Ruhigstellung nutzen kann. Verwirrung erfährt die Begrifflichkeit manchmal, weil Cast neben dem Wort Brace ein englisches Wort für Gips ist.

Vor allem in der Therapie der Fußfehlstellungen bei Neugeborenen stellt die Gipsbehandlung eine optimale Behandlungsform dar. Richtig angewendet können starke angeborene Fehlformen (Klumpfuß, Plattfuß) vollständig konservativ korrigiert werden. Aber auch neurogene Fehlformen, z.B. durch Spastik, lassen sich häufig gut durch Caste behandeln.

Eine Sonderform nimmt die Klumpfußbehandlung nach Ponseti ein.

Einlagen, Schuhe, Schienen (Orthesen), Sitzversorgungen, Rollstühle, Steh- und Gehhilfen, Korsette, etc.

Hilfsmittel haben grundsätzlich mehrere Funktionen. Sie sollen schlechte Funktionen verbessern oder ersetzen (z.B. Sitzen, Stehen, Gehen), Schmerzen lindern (z.B. Gehstützen bei Fußschmerzen), Fehlformen korrigieren (z.B. bei Wirbelsäulenverkrümmungen/Skoliose) oder einer Verschlechterung vorbeugen (Prophylaxe).

Es ist gute Erfahrung, das richtige Hilfsmittel zu finden, eine Kunst, es richtig herzustellen und ein Erfolg, es optimal für den Alltag anpassen zu können.

Wir haben die Möglichkeit, durch verschiedene Orthopädie- und Rehatechniker Hilfsmittel aus den modernsten und innovativsten Materialien anfertigen zu lassen. Wenn notwendig, werden Hilfsmittel auch individuell als maßgefertigte Einzelstücke konstruiert. Die Versorgung von Menschen, die in Ländern dieser Erde leben, in denen es keine Orthopädie- und Rehatechniker gibt, stellt eine besondere Herausforderung dar, der wir uns gerne stellen.

Medikamentös (z.B. Botulinumtoxin)

Für die Behandlung von Bewegungsstörungen steht eine große Anzahl an Medikamenten zur Verfügung. Es ist vor allem Aufgabe der Neuropädiater (Kinderneurologen) und der Neurologen (Erwachsenenneurologen), die richtigen Präparate zu finden.

Die Behandlung mit Botulinumtoxin (Botox, Xeomin und Dysport) ist auch die Aufgabe des Neuroorthopäden. Diese Medikamente werden gezielt in bestimmte Muskeln gespritzt. Es gehört eine gute Ausbildung und viel Erfahrung dazu, mit diesen Präparaten optimal umgehen zu können. Es gibt keine Abhängigkeit und die Wirkung hält nur einige Monaten an. Bei Bedarf wird dann erneut gespritzt, wobei das Schema den zuvor gemachten Erfahrungen entsprechend angepasst werden sollte.

Operationen

Operiert werden sollte in der Neuroorthopädie, wenn die nicht-operativen (konservativen) Maßnahmen ausgereizt sind. Gründe zur Operation sind Fehlstellungen, die einer weiteren Entwicklung im Wege stehen, Schmerzen oder eine abnehmende Pflegefähigkeit. Es ist grundsätzlich ein Unterschied, ob eine Operation wegen angeborener Veränderungen oder aufgrund neurologischer Grunderkrankungen notwendig wird. Liegt eine neurologische Grunderkrankung vor, so spricht man von funktioneller Chirurgie. Die Korrektur der Funktion durch Muskelreballanzierung steht im Vordergrund.

Bei den Operationen werden Weichteiloperationen von knöchernen Operationen unterschieden. Sehnen- und Muskelverlängerungen gehören zu den Weichteiloperationen. Umstellung von Knochen, wie bei X- oder O-Beinen, gehören zu den knöchernen Operationen. Häufig müssen beide Verfahren miteinander kombiniert werden.

Bei einer operativen Hüfteinrenkung nach Luxation, wie sie z.B. bei der Infantilen Zerebralparese (ICP) vorkommen kann, muss häufig der Oberschenkelknochen umgestellt (Derotierende und varisierende Osteotomie/DVO) und die Pfanne neu gestaltet (Acetabulo-Plastik/AC-Plastik) werden, zusätzlich müssen aber auch die Muskeln (Adduktoren, Psoas, Rectus) entsprechend angepasst werden.