Schwerpunkte + Methoden
Schulter
Schulterchirurgie mit künstlichen Gelenkersatz
Ein künstliches Schultergelenk kann aus verschiedenen Gründen notwendig sein:
- Verschleiß und Gelenkzerstörung (z.B. durch Arthrose oder Gelenkerkrankungen wie Rheuma)
- Schmerzhafte Defektsituation der Rotatorenmanschette
- Schwerer Gelenkbruch (3- und 4 Fragmentfrakturen)
- Folgezustände nach Gelenkbruch
Veränderungen durch Arthrose können an der Schulter genauso auftreten wie am Hüft- und Kniegelenk, ein künstlicher Gelenkersatz ist aber weniger oft notwendig da an der Schulter Veränderungen durch Arthrose sehr viel besser toleriert werden durch das Fehlen der statischen Belastung.
Symptome einer Arthrose an der Schulter sind neben der Bewegungseinschränkung starke Schmerzen bei der Bewegung des Armes oder auch in Ruhe. Auch nachts können beim Liegen auf der betroffenen Schulter die Schmerzen unerträglich werden. Die Einschränkung der Beweglichkeit führt dazu dass der Arm nicht mehr angehoben werden kann und auch die Drehbewegung im Schultergelenk eingeschränkt ist (Nacken- und Schürzengriff).
Neben der klinischen Untersuchung ist für die Diagnose ein Röntgenbild zwingend notwendig, in den meisten Fällen muss auch eine CT oder MRT Untersuchung durchgeführt werden.
Bild: 69-jährige Patientin mit schwerer Arthrose. Die MRT-Untersuchung zeigt, dass durch vielfache Schulterluxationen ein Teil der Gelenkfläche am Oberarmkopf zerstört wurde.
Auch bei Folgezuständen nach Unfallverletzungen kann eine schwere Arthrose im Schultergelenk entstehen. Dies entsteht zum Beispiel bei Frakturen des Oberarmkopfes die entweder nach einer Operation (Osteosynthese) oder auch nach konservativer Behandlung in Fehlstellung verheilt sind oder der Oberarmkopf teilweise abgestorben ist (Humeruskopfnekrose).
In allen diesen Fällen lässt sich meistens eine sogenannte schaftfreie Schulterprothese implantieren.
Dies hat den Vorteil dass der Eingriff nur die Gelenkfläche betrifft, die Funktion der ansetzenden Muskeln und Sehnen an der Schulter bleiben voll erhalten, der Knochenschaft des Oberarms bleibt unberührt. Dies ist ein wesentlicher Vorteil da insbesondere der Knochenverlust minimal ist. Sollte es nach vielen Jahren zu einer Lockerung der Prothese kommen ist eine Wechseloperation auf eine Schaftprothese einfach. Ob neben dem Kopf auch die Gelenkpfanne der Schulter ersetzt werden muss ist abhängig vom Alter des Patienten und dem Verschleiß der Gelenkpfanne. In den meisten Fällen liegt ein starker Verschleiß vor so dass die Pfanne mit einem Kunstoffteil (Polyethylenpfanne) oder auch je nach Verschleiß mit einer Titanplatte und Polyethylenpfanne ersetzt wird.
Eine Besonderheit besteht, wenn die Sehnenplatte (Rotatorenmanschette), die den Schulterkopf bedeckt, aufgebraucht ist oder einen großen Defekt hat. In diesen Fällen kann eine normale Schulterprothese nicht mehr implantiert werden. Wesentliche Anteile der Schulterprothese (Supra- und Infraspinatussehne) haben die Funktion, den Oberarmkopf in der Gelenkpfanne zu halten. Bei einer Defektsituation der Sehnenplatte steigt der Kopf nach oben und stützt sich am Schulterdach ab. Dies führt in den meisten Fällen zu starken Schmerzen und der Unfähigkeit den Arm anzuheben. Der Einbau einer normalen Schulterprothese würde diese Situation nicht verbessern.
Bild: MRT mit kompletter Defektsituation der Rotatoremanschette; die Rotatorenmanschette ist nicht mehr nachweisbar, der Oberarmkopf ist aus dem Gelenk nach oben gewandert und stützt sich am Schulterdach ab. Die Muskulatur der betroffenen Sehne ist im MRT weiß dargestellt, dies ist ein Hinweis dafür dass die Muskulatur der Sehnenplatte nicht mehr funktionsfähig ist.
Wichtig ist hierbei die exakte Positionierung des Kopfes dieser muss durch eine moderne Prothese und sehr exakter Operationstechnik perfekt eingestellt werden. Wir verwenden eine Prothese die auf 135° Valgus eingestellt werden kann damit der Oberarmkopf nicht zu tief eingestellt werden muss und die Schulterkappenmuskulatur nicht erschöpft. Auch verwenden wir eine Prothese mit sogennnaten lateralisierten Kopf um ein sogenanntes "Notching" (Anschlagen der Prothese an den Unterrand des Schulterblattes) und das Drehzentrum des Kopfes perfekt einstellen zu können.
Bild: Bei dieser Patientin wurde in der Vorgeschichte eine Rotatorenmanschette refixiert (ein alter Titananker ist noch erkennbar. Jetzt besteht eine schwere Arthrose mit Oberarmkopfhochstand.
Bild: Die gleiche Patientin versorgt mit einer modernen inversen Oberarmkopfprothese, 135° Prothesenstellung, lateralisierte Kopfstellung
Eine sogenannte inverse Schulterprothese muss in manchen Fällen auch bei schweren Oberarmkopftrümmerfrakturen direkt verwendet werden. Im Rahmen der vor der Operation durchgeführten Computertomografie lässt sich in den meisten Fällen eine solche Indikation gut abschätzen. Bei dem Vorliegen von Trümmerbrüchen und gleichzeitig schlechter Knochenqualität (Osteoporose beim älteren Patienten) führt die Osteosynthese meistens zu frustranen Ergebnissen.
In diesen Fällen ist der direkte Einbau einer inversen Schulterprothese indiziert um einen zweiten Eingriff später zu vermeiden. Hierbei werden zusätzlich zur Implantation der Prothese die großen Fragmente an denen die Rotatorenmanschette ansetzt an den Oberarmschaft verbunden (Zuggurtungsosteosynthese). Ziel der Operation ist es die Alltagstauglichkeit des Armes (Schurzen- und Nackengriff) so rasch wie möglich wieder zu erreichen.
Bild: Schwere Oberarmkopftrümmerfraktur mit Dislokation der Trümmer
Bild: Gleiche Patientin versorgt mit einer inversen Schulterprothese (135° Stellung, Kopf lateralisiert); die großen Knochenvorsprünge (Tubercla) konnten mit Zuggurtungen komplett rekonstriert werden.
- Verletzungen und Defekte der Rotatorenmanschette
- Traumatische Schulterinstabilität
- Habituelle Schulterinstabilität
- Erkrankungen der langen Bicepssehne
- Impingement-Syndrom (Enge unter dem Schulterdach)
- Arthrose des Schultereckgelenks
- Omarthrose, künstlicher Gelenkersatz