Oft unbekannt und doch so wichtig - Lubinus-Knochenbank wurde erneut zertifiziert
Bei der Kochenbank gibt es keine marmorne Schalterhalle oder große sichere Tresore mit Zahlenkombination und Alarmanlage. Die Knochenbank ist eine Art großer Kühlschrank, der sich bei Lubinus in dem Trakt befindet, in dem auch die Operationssäle sind. Eine Knochenbank ist eine Gewebebank in der „Knochenteile“ gelagert werden, die bei der Implantation eines künstlichen Gelenkes überflüssig sind und deshalb herausgenommen werden müssen. Zum Beispiel bei der Implantation von Hüftendoprothesen werden die Hüftköpfe entnommen, die sich in den meisten Fällen perfekt hierfür eignen. Natürlich müssen die Patientinnen und Patienten damit einverstanden sein, dass ihr Knochenmaterial als Spende in die Knochenbank aufgenommen wird. Einen Nachteil haben sie nicht, weil der Hüftkopf beim Einbau des neuen Hüftgelenks sowieso entfernt werden muss.
Nach dem das Knochenmaterial gewonnen und verarbeitet worden ist, kann es anderen Patienten, die Knochendefekte haben oder nicht über eigenes ausreichendes Knochenmaterial verfügen, zugutekommen. Sie erhalten hochwertige und infektiologisch unbedenkliche Knochentransplantate, in die das vorhandene Gewebe einwächst. In diesem Fall sprechen Mediziner von einer allogenen Knochentransplantation, weil es sich um Spendermaterial einer anderen Patientin oder eines anderen Patienten handelt.
Das Lubinus Clinicum ist nur eine von drei Krankenhäusern in ganz Schleswig-Holstein, die eine Knochenbank unterhalten, betrieben wird sie von der endoprothetischen Abteilung. Die Knochenverpflanzung hat schon eine lange Tradition, bereits in den 1680er Jahren soll ein holländischer Chirurg zum ersten Mal dieses Verfahren angewandt haben. Man berichtet, dass er ein Stück einer Schädeldecke eines Hundes auf den Knochendefekt seines Patienten erfolgreich übertragen hat.
Die Erforschung der Knochentransplantation entwickelte sich im Laufe der Jahre weiter. Das sogenannte Knochenersatzmaterial ist mittlerweile in der Unfallchirurgie, Orthopädie, Wirbelsäulenchirurgie, aber auch in der Zahnheilkunde, wie der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, nicht mehr wegzudenken.
Das Lubinus Clinicum hat sich von seiner Gründung vor bald 130 Jahren an auf den Bewegungsapparat spezialisiert. Viele Fachärzte weisen ihre Patientinnen und Patienten dem Haus Lubinus zu, wenn es um komplizierte medizinische Fälle und um komplexe Operationen geht. Nicht selten müssen dabei größere Knochendefekte mit Spenderknochen aufgefüllt werden, der tiefgekühlt in der Lubinus-Knochenbank lagert.
Aber auch bei endoprothetischen Wechseloperationen, großen wirbelsäulenchirurgischen Eingriffen, großen oder auch kleineren Tumoroperationen oder fußchirurgischen Eingriffen, also immer dann, wenn ein Knochendefekt nicht mehr mit körpereigenem Material ausreichend aufgefüllt werden kann, kann der Spenderknochen gegebenenfalls von Nutzen sein.
Natürlich ist es immer erstes Ziel unserer Medizinerinnen und Mediziner, vorhandene Knochendefekte mit körpereigenem Knochenmaterial der Patientinnen und Patienten, das meist aus dem Beckenkamm entnommen wird, aufzufüllen oder auszugleichen. In diesem Fall spricht man von autogenen Knochentransplantationen.
Dieses steht aber nicht unbegrenzt zur Verfügung und macht darüber hinaus immer eine zusätzliche Operation erforderlich. So ist die Implantation von „Fremdknochen“, auch Knochentransplantat genannt, die beste und nachhaltigste Methode, einen Defekt zu beheben und gilt in der Orthopädie als „Goldstandard“. Künstlich hergestellte Knochenersatzstoffe sind zwar insbesondere durch die 3D Drucktechnik mit Titan eine moderne Option, die biologische Rekonstruktion ist insbesondere im jungen Patientenalter vorteilhaft, da Sie für die Zukunft oftmals mehr Rückzugsmöglichkeiten offenhält.
Nachdem das Knochenmaterial, wie zum Beispiel ein Hüftkopf, entnommen wurde, wird dieser sofort von Gewebe und Blut befreit. Dann wird der Hüftkopf mit großer Hitze desinfiziert, dies geschieht in einer speziellen Apparatur, dem sogenannten Lobator. Anschließend ist der Knochen nicht nur steril, sondern auch frei von Oberflächenstrukturen, so dass eine Abstoßung, wie bei Organtransplantationen nicht vorkommt. Dann wird der Knochen bei minus 70 Grad im Kühlraum gelagert. Wie bei Blutspenden werden in den darauffolgenden Wochen noch zahlreiche Tests durchgeführt. Schließlich soll vermieden werden, dass Krankheiten übertragen werden. Erst dann kann die Freigabe durch den Knochenbankbeauftragten erfolgen. Übrigens ist dann der Knochen nach den gesetzlichen Vorgaben ein offizielles Arzneimittel. Und genau diese Tatsache begründet eine engmaschige Kontrolle durch die zuständigen Landesbehörden. Diese haben wir in einem entsprechenden Audit erneut mit Bravour gemeistert. (GR)