Hilfe, dringender denn je
Lubinus-Ärztin engagiert sich für German Doctors in Kenia
Dr. Anna Baumgart ist Assistenzärztin, gehört zum Endoprothetik-Team im Lubinus Clinicum, versorgt unter anderem die Patienten, die eine Knie- oder Hüftprothese implantiert bekamen.
Hohe medizinische Kunst, von der die Menschen nur träumen können, zu denen sie in wenigen Wochen reisen wird. Ihr Ziel ist Nairobi in Kenia, genauer gesagt der Mathare-Valley Slum. Dort existiert seit vielen Jahren eine feste Ambulanz, das Barka Health Center. Eine Ambulanz, die rund 430.000 Menschen versorgen muss. „Dort geht es nicht um eine moderne Prothesenversorgung“, stellt die 28jährige Medizinerin fest, „hier kämpfen die Menschen um das nackte Überleben“. Infektionen, Aids, Tuberkulose, Malaria, Magen-Darm-Erkrankungen, Lungenentzündungen, Diabetes, Asthma und eine gravierende Unterernährung lassen die Menschen dahinsiechen. Kein Wunder: Oft gibt es kein Wasser, von einer Kanalisation ganz zu schweigen.
Mit fünf Kollegen wird Anna Baumgart dort sechs Wochen zusammenarbeiten, darunter ein Kinderarzt, Allgemeinmediziner, Gynäkologe, Internist und sie als Chirurgin. Alle arbeiten dort für German Doctors sechs Wochen lang und komplett ehrenamtlich. Sogar die Hälfte der Flugkosten müssen die Mediziner und Krankenpfleger übernehmen. Unbezahlter Urlaub gehört ebenso dazu.
Große Operationen sind dort in der Krankenstation nicht möglich. Man muss sich auf ambulante Eingriffe beschränken. So werden beispielsweise Geschwüre geöffnet und Brüche gerichtet. 500 Menschen werden in der Ambulanz täglich behandelt, die stundenlang in der prallen Sonne anstehen und geduldig auf Hilfe warten. Patienten, die weder Geld noch eine Krankenversicherung haben. Eine stationäre Behandlung in einem staatlichen Krankenhaus wäre für sie unbezahlbar.
Anna Baumgart hat sich auf die Reise gut vorbereitet, sich mit Ärzten getroffen, die dort schon tätig waren und zwei Seminare über Tropenkrankheiten besucht. Sie weiß, dass sie bei Nahrung und Getränken äußert vorsichtig sein muss, weil die Infektionsgefahr extrem hoch ist. Sie weiß auch, dass sie sich als blonde weiße und auch noch gut aussehende Frau niemals allein vom Lager entfernen darf. Dennoch will sie unbedingt nach Nairobi. „Ich will etwas an die Menschen zurückgeben, die nicht so komfortabel leben können, wie ich in Deutschland“, erklärt sie ihr Engagement. Für sie war genau das einer der Gründe überhaupt Medizin zu studieren. Die Wohlstandsmedizin, die Universitätskliniken anbieten können, reicht ihr nicht. Sie möchte herausgefordert werden, improvisieren und auch ohne modernste Medizintechnik den Menschen in Kenia helfen, sie von Schmerzen befreien und soweit es geht heilen. Angst vor Krankheit, Gestank, Insekten und Elend hat sie nicht. Sie kennt das Leben in den Slums, hat ein halbes Jahr in Mexiko studiert und ihr Praktisches Jahr in Südafrika absolviert. Sie weiß, wie es in diesen Ländern zugeht und brennt darauf, dort wieder helfen zu dürfen, sei es auch nur für sechs Wochen.
German Doctors ist in vielen Ländern der Dritten Welt aktiv. So beispielsweise in einem Slum in Chittagong, einer in Bangladesch oder in Projekten auf den Philippinen, in Indien, Kenia und Sierra Leone. Häufigste Erkrankungen sind neben der Unterernährung auch hier Magen-Darm-Krankheiten, Bronchitis, chronische Lungenerkrankungen, Asthma oder Tuberkulose. German Doctors ist eine international tätige regierungsunabhängige Organisation. Die Ärzte arbeiten unentgeltlich. Das Ziel ist, die gesundheitliche Versorgung der Menschen langfristig zu verbessern und deren Ausbildung zu unterstützen. Außerdem begleitet German Doctors Ernährungsprogramme oder führt Hygieneschulungen durch. Die Ehrenamtler helfen allen Menschen ohne Ansehen von ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Staatsangehörigkeit oder politischer Überzeugung. Die freiwilligen Ärzte arbeiten seit 1983 in ihrem Jahresurlaub oder im Ruhestand für einen Zeitraum von 6 Wochen. Allein 2017 wurden 42 Ärzteteams eingesetzt.
(Bildquelle: german doctors)