Die Koffer sind gepackt – die Freude ist groß
Bevor es am heute zu den Olympischen Spielen nach Tokio geht, begleiteten wir am 9. Juli Johanna Wichelmann zu einem Fotoshooting mit den Kieler Nachrichten in den Olympiahafen Kiel-Schilksee. Wir sind verabredet mit dem KN-Sportredakteur Clemens Behr und dem Fotografen Uwe Paesler. Die Physiotherapeutin von Lubinus-Aktiv ist bei den Medien gefragt, schließlich ist sie es, die dafür sorgen muss, dass die Segelathleten punktgenau zu den Wettkämpfen körperlich fit sind.
Die 31-Jährige ist für die komplette deutsche Segeldelegation zuständig, die aus zehn Seglerinnen und Seglern des Deutschen Seglerverbandes besteht. Diese haben sich für die olympischen Wettkämpfe im Land des Lächelns qualifiziert. Nun muss sie ihren Teil dazu beitragen, dass auch das Lächeln des Landes in den Gesichtern der Olympioniken erstrahlt, nämlich besonders dann, wenn sie eine Medaille gewonnen haben.
Durch Corona ist ihr Bewegungsspielraum in Tokio, besser gesagt in einem Olympiadorf bei Tokio, eingeschränkt. Sie darf sich am Flughafen, im Olympiadorf selbst und im Regattagebiet aufhalten, alle anderen Bereiche sind Tabu. Sie bewohnt in einem Hotel ein kleines Zimmer, das gleichzeitig auch für die physiotherapeutischen Behandlungen und die Anwendungen genutzt wird. Wichtig ist ihr, dass die Sportlerinnen und Sportler Rückzugsräume bekommen, um sich vor den Wettkämpfen zu entspannen. Wie sie das umsetzen kann, will sie vor Ort checken. „Corona zwingt uns dazu kreativ zu sein und unser ganzes Improvisationstalent abzurufen“, sagt Johanna. So hofft sie, möglicherweise die Container, in denen die Boote schon vor einigen Wochen nach Japan gebracht worden sind, für diese Zwecke nutzen zu können.
Die Physiotherapeutin aus Kiel erzählt, dass dieser Einsatz für sie eine tolle Herausforderung sei. Aus diesem Grunde möchte sie auch alles daran setzen, dass sie bis zum 8. August im Land der aufgehenden Sonne bleiben kann. Denn wenn die Sportlerinnen und Sportler vorher ausscheiden, muss auch sie abreisen.
Johanna Wichelmann ist selbst begeisterte Seglerin und war bis zum 19. Lebensjahr auf Landesebene in Jugendbootsklassen unterwegs, hat zahlreiche Wettkämpfe absolviert. „Diese Erfahrungen kommen mir heute bei der Betreuung der Seglerinnen und Segler sehr zugute, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, welche körperlichen Belastungen beim Segelsport entstehen können und wie diese sich auf die Wettkämpfe auswirken können“, erzählt Johanna.
Als sie sich entschlossen hat, Physiotherapeutin zu werden und die Ausbildung an der Lubinus-Physiotherapeutenschule antrat, beendete sie das Segeln. Sie hatte schon damals vor, nach der Ausbildung an der Fachhochschule Kiel weiter zu studieren und diesen Ausbildungsgang mit dem Bachelor abzuschließen. Das Training war ihr einfach zu zeitaufwendig. Wenn man wettbewerbsfähig bleiben möchte, erzählt sie, müsse man ständig trainieren. Sie wechselte zum Handball und spielte in der dritten Frauen-Bundesliga.
Lubinus-Aktiv ist der Kooperationspartner der Olympiastützpunkte Schleswig-Holstein und Hamburg. So spezialisierte sie sich nach ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin schnell auf die Sport-Physiotherapie, erwarb nach weiteren Ausbildungen später eine besondere Lizenz, nämlich die des Deutschen Olympischen Sportbundes. (DOSB). Genau diese ist die Fahrkarte zu den Olympischen Spielen nach Tokio und verleiht ihr die Berechtigung die Olympioniken physiotherapeutisch betreuen zu dürfen. (Gerd Rapior)